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SVI 1. Oktober 2022 0 Comments

Der Migros-Genossenschafts-Bund bemüht sich um Nachhaltigkeit für seine Produkte der rund 250 Eigenmarken. So wurde das Ranking M-Check eingeführt, welches bis anhin Tierwohl und Klima unter die Lupe nahm. Seit Ende Juni wurde der M-Check nun um Verpackungen erweitert. Das erfordert ein genaueres Hinsehen.

„Je mehr Sterne, desto nachhaltiger das Produkt — nach diesem Prinzip funktioniert der M-Check der Migros. Auf einer Skala von 1 bis 5, analog einer Hotelbewertung, werden die Produkte auf unterschiedliche Nachhaltigkeits-Kriterien geprüft und bewertet. Der M-Check gibt Migros-Kunden mit seiner Transparenz die Möglichkeit, den Einkauf nachhaltiger zu gestalten“, schreibt die Migros in einer Medienmitteilung. Ziel sei es, Kunden eine Orientierung zur allen Produkten der Eigenmarken zu bieten. Und da auch die Verpackung zu den Produkten gehört, werden die „Orientierungshilfen“ nun über Tierwohl und Klima auch auf die Verpackung ausgedehnt. Grundsätzlich sollte die Frage gestellt werden, ob mündige und gut informierte Kunden eine „Orientierung“ überhaupt benötigen. Der Grat zwischen gut gemeinten „Orientierungshilfen“ und Bevormundung bzw. gezielter Beeinflussung ist schmal. Nichtsdestotrotz dürfte der M-Check für Verpackungen bei den Kunden überwiegend gut ankommen. Das Vertrauen in den grössten Detailhändler der Schweiz ist hoch. Ob es bezüglich dem M-Check für Verpackungen gerechtfertigt ist, bleibt abzuwarten. Das SVI wirft hier einen ersten Blick auf die Verlautbarungen der Migros.

Gemeinsam mit der Nachhaltigkeits- und Umweltberatung Carbotech AG in Basel hat die Migros eine wissenschaftliche Methodik und ein Bewertungssystem für umweltfreundliche Verpackungen entwickelt. Die Hinzuziehung von externem Know-how ist auf jeden Fall positiv zu bewerten, zumal mit Carbotech ausgewiesene Experten mit fundierter Fachkenntnis und ohne ideologisch motivierter Verpackungsfeindschaft ausgewählt wurden. Zudem führt die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) eine Qualitätssicherung durch. Ein klares Plus für die Glaubwürdigkeit. Auch die vier Faktoren, die in die Bewertung einer Verpackung einfliessen, wurden sinnvoll und sachlich korrekt ausgewählt: das Verpackungsmaterial, das Verpackungsgewicht, der Anteil an Recyclingmaterial und das Recycling nach dem Gebrauch. Welche Verpackung bei allen Kriterien das Optimum erzielt, erhält fünf Sterne. Insgesamt werden die Faktoren unterschiedlich gewichtet. Das Verpackungsgewicht hat den grössten Einfluss auf die Umweltfreundlichkeit einer Verpackung. Deshalb macht es bei der Berechnung des Gesamtergebnisses den grössten Anteil aus. Dem lässt sich nur zustimmen.

Die Kriterien im Einzelnen: Beim Verpackungsgewicht gilt die Faustregel: Je leichter die Verpackung, desto umweltfreundlicher. Denn das Verpackungsgewicht wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus – von der Herstellung über den Transport bis hin zur Entsorgung. Wichtig beim Verpackungsgewicht ist vor allem, wie schwer die Verpackung im Verhältnis zum verpackten Produkt ist. Entscheidend ist also das relative Gewicht und nicht nur das absolute Gewicht. So ist ein identisches Produkt, verpackt in unterschiedlich schweren Verpackungen, nicht gleich nachhaltig. Beim Verpackungsmaterial ist klar: Unterschiedliche Verpackungsmaterialien belasten die Umwelt unterschiedlich stark. Die Materialien werden anhand ihres Umweltfussabdrucks beurteilt und fünf Ausprägungen von «sehr tief» bis «sehr hoch» zugeordnet. Diese Materialausprägungen basieren, unabhängig vom tatsächlichen Verpackungsgewicht, auf Ökobilanzergebnissen und sogenannten Umweltbelastungspunkten (UBP). Bezüglich Recyclingmaterial wird deren Anteil gemessen und ebenfalls in fünf Ausprägungen von «null» bis «sehr hoch» eingeteilt. Was passiert mit Verpackungen nach dem Gebrauch? Werden sie recycelt oder verbrannt? Der M-Check prüft, welcher Prozentanteil der jeweiligen Produktverpackung nach Gebrauch recycelt wird und teilt die Verpackung von «null» bis «sehr hoch» in fünf Ausprägungen ein. Generell gilt: Für ein sinnvolles Recycling und eine hohe Recyclingrate sind ein landesweites Recyclingsystem, eine hohe Retouren- und Recyclingquote sowie eine gute Qualität des recycelten Materials erforderlich.

Fazit: Die Pläne der Migros für einen Verpackungs-Check wirken durchdacht und angemessen. Das Bewertungssystem ist ökologisch fundiert und die externen Experten sind vertrauenswürdig. Auf den ersten Blick hat das SVI keine fachlichen Einwände gegen den M-Check für Verpackungen. Dass gleich die erste gecheckte Verpackung, der Beutel für die Fresca Kartoffeln volle 5 Sterne erzielt, darf man der Migros nachsehen. Welche weiteren Urteile über die eigenen Verpackungen gefällt werden und ob die Urteile für jede Verpackungsart wirklich fair ausfallen, bleibt abzuwarten. Klar dürfte sein, dass mit nur einem Stern bewertete Verpackungen ziemlich schnell aus den Regalen der Migros verschwinden dürften. So gesehen, lohnt sich der M-Check auf jeden Fall.

Schweizerisches Verpackungsinstitut SVI

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