02.03.2022
Startschuss für Kunststoff- und Getränkekartonsammlung
Autor: Dirk Schönrock
In Sachen Recycling gehört die Schweiz bei Glas, Alu, PET oder Altpapier grundsätzlich zu den führenden Ländern weltweit. Doch bei Kunststoffabfällen sieht es anders aus: Aktuell werden in der Schweiz nur gerade rund 11 Prozent der entsorgten Kunststoffabfälle stofflich verwertet, obwohl eine Verwertung von bis zu 31 Prozent möglich wäre. Nach den Stopps der Getränkekarton-Sammlung bei Aldi Suisse Mitte 2019 und der Getränkekarton-Verwertung bei Model Mitte 2020 sieht es bei Getränkekartons derzeit noch schlechter aus. Es besteht also ein grosses Potential. Unter der Führung von Swiss Recycling wurde daher der «Pact Sammlung 2025» gegründet. Er basiert im Grunde auf der Motion zur Förderung der Kreislaufwirtschaft, die FDP-Nationalrat Marcel Dobler im Juni 2020 ins Parlament eingebracht hat. Ziel der Motion ist es, stofflich verwertbare Anteile von Kunststoffabfällen schweizweit koordiniert und flächendeckend getrennt zu sammeln und hochwertig stofflich zu verwerten. Anfangs November 2021 hat die UREK des Nationalrates einen Revisionsentwurf des Umweltschutzgesetz (USG) vorgelegt, der die Motion umsetzt. Nach Abschluss der Vernehmlassung am 16. Februar 2022 kommt der Entwurf in einer der nächsten Sessionen in die Räte.
Motion Dobler
Die Motion 20.3695 fordert vom Bundesrat, für bestimmte Kunststoffabfälle eine getrennte Entsorgung und Verwertung gemäss USG vorzuschreiben. Geeignete Kunststoffe sollen selektiv separat gesammelt und wieder verwertet werden, ähnlich wie bei Glas, Alu, PET und Altpapier. Dabei nennt die Motion ausdrücklich die grundsätzlich rezyklierbaren und damit zur Verwertung geeigneten Kunststoffarten PET, PE, PP, PS und PVC. Für die Sammlung sind laut Motion sowohl private (primär) als auch öffentliche (subsidiär) Lösungen zu prüfen. Für PET-Getränkeflaschen soll die Separatsammlung wie bisher vom Verein PRS PET-Recycling weiterlaufen, da PET aus einer gemischten Plastiksammlung wegen Kontaminationen nicht mehr für das Getränkeflaschenrecycling verwendet werden kann. Für die anderen genannten Kunststoffe gibt es einen steigenden Rezyklatmarkt. Die Abfälle können zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden. Damit kann auch der Import von Kunststoffabfällen aus dem Ausland zur Herstellung der Rezyklaten vermindert werden. Derzeit werden bis zu 40 Prozent Plastikabfälle importiert, da in der Schweiz viel zu wenig Kunststoffe gesammelt werden. Zudem zeigen Studien, dass eine stoffliche Verwertung die Umwelt weniger belastet als die Verbrennung in einer KVA und zu einer massgeblichen Reduktion des Ausstosses von Treibhausgasen (CO2) führen würde. Je gemischter die Sammelfraktion, desto schwieriger ist die Sortierung und das Erreichen einer hohen Qualität. Die höchste Sammelqualität wäre daher mittels Separatsammlungen zu erzielen. In jüngster Zeit sorgen zudem stetige Verbesserungen der Sortier- und Aufbereitungstechnik für eine bessere der Rezyklierbarkeit von Kunststoffabfällen, was den ökologischen Nutzen stetig erhöht.
Pact Sammlung 2025
Swiss Recycling hat im «Pact Sammlung 2025» die ursprünglich auf Kunststoffabfälle fokussierte Motion Dobler um die Getränkekarton-Verwertung erweitert. Eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons funktioniert nur, wenn alle Akteure entlang der ganzen Wertschöpfungskette ihren Beitrag leisten: Dazu zählen ein besseres Design4Circularity, eine schweizweit harmonisierte Sammlung, eine optimierte und angepasste Logistik, eine hochwertige Verwertung sowie auch der nachhaltige Einsatz von marktfähigen Rezyklaten. Der Pact setzt damit ein klares Zeichen für die Vision von einer Kreislaufwirtschaft bei Verpackungen in der Schweiz bis 2030. Er ist der Startschuss für den Aufbau eines nationalen Sammelsystems für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons, weg von einem linearen hin zu einem kreislauffähigen System.
Kontakt und Projektorganisation
Mit der «Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz» hat Swiss Recycling eine Plattform für engagierte Organisationen geschaffen, welche die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz aktiv umsetzen wollen. Die Expertise vom Design for Recycling bis zum Kreislaufschluss wird dabei von der Redilo GmbH eingebracht. Im Projekt «Sammlung 2025» soll bis Ende 2022 der Systembau für ein schweizweit koordiniertes Recycling-System für Kunststoffverpackungen und Getränkekartons nach erweiterter Produzentenverantwortung im jeweils geltenden Rechtsrahmen erstellt werden. Swiss Recycling und Redilo konstituieren das Projektteam. Auch das Schweizerische Verpackungsinstitut bringt hier seine Expertise mit ein.
Schweizerisches Verpackungsinstitut