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SVI 6. Oktober 2022 0 Comments

Das Schweizerische Verpackungsinstitut SVI und der Verband Kunststoff.swiss haben sich gemeinsam an den Bundesrat gewandt und beantragt, die Verpackungs- und Kunststoffindustrie von möglichen Stromkontingentierungs- und Netzabschaltungsmassnahmen auszunehmen. Solche Massnahmen hätten für beide systemrelevanten Industrien dramatische Folgen. Das SVI ist zudem in ständigem Kontakt mit dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL bezüglich der aktuellen Situation bei Verpackungsmaterialien.

In einem persönlichen Brief haben die beiden Verbände dem Bundesrat dargelegt, dass Stromkontingentierungen und Netzabschaltungen gravierende Folgen für die Versorgung unseres Landes mit notwendigen Gütern des Grundbedarfs wie Lebensmittel und Medikamente zur Folge hätten. Verpackungen sind unabdingbar, um Lebensmittel, Medikamente, Chemikalien und sonstige Produkte des Grundbedarfs zu schützen, transport- und lagerfähig zu machen. Verpackungen sind eine Grundvoraussetzung für eine schweizweite Distribution. Eine Einschränkung der Verpackungs- und Kunststoffindustrie würde die Versorgung in vielen systemrelevanten Bereichen gefährden und darüber hinaus hohe volkswirtschaftliche Kosten verursachen. Ergänzend wurde der Bundesrat darauf aufmerksam gemacht, dass Netzabschaltungen auch nur von wenigen Stunden zu wesentlich längeren Produktionsausfällen führen würden, da die komplexen Anlagen kontrolliert herunter- und anschliessend wieder hochgefahren werden müssten. Zudem hat die Industrie aufgrund des Grossverbraucherartikels (GVA) in den meisten Kantonen bereits umfangreiche Energiesparmassnahmen umgesetzt. Beide Verbände sind sich der exorbitant hohen Energiepreise bewusst und werden sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei Behörden und Kraftwerksbetreibern für eine Verbesserung der Situation einsetzen.

SVI-Präsident Philippe Dubois ist ständiger Teilnehmer der wöchentlichen Telefonkonferenzen des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung BWL. Bereits in der Corona-Krise konnte Philippe Dubois beim BWL die Systemrelevanz der Verpackungswirtschaft durchsetzen, so dass unsere Industrie einen erhöhten Schutzstatus erhalten hat. Bezüglich möglicher Stromkontingentierungen und Netzabschaltungen im kommenden Winter hat das BWL aktuell noch nicht über Ausnahmen für systemrelevante Bereiche entschieden und solche auch noch nicht definiert. Die Abteilung Verpackung im BWL diskutiert ständig über Materialien und Energiebedarf. In einer Kommission sollen alsbald Entscheidungsentwürfe erarbeitet und dem Bundesrat zugeleitet werden. Erwartet wird, dass der Bundesrat anschliessend eine entsprechende Verordnung erlässt (wie in der Corona-Krise). Derzeit (per Ende September) liegen aber noch keine Entwürfe vor. Ebenso ist der Zeithorizont für eine Bundesratsverordnung unbekannt. Erwartet wird dies aber noch vor Weihnachten. Das SVI versucht Einfluss zu nehmen, so dass die Verpackungswirtschaft weiterhin als systemrelevant eingestuft wird.

Die aktuelle Situation stellt sich aus Sicht des SVI wie folgt dar: Die Schweizerischen Gasspeicher, die sich im Übrigen auf französischem Staatsgebiet befinden, sind genügend gefüllt. Zudem bezieht die Schweiz über Italien auch Gas aus Nahost und ist nicht alleine von unberechenbaren deutschen Gasdurchleitungen aus Russland abhängig. Die Schweizer Stauseen zur Stromerzeugung füllen sich nach der Sommertrockenheit nun langsam, werden aber wahrscheinlich in der Summe nicht die Füllstände des Vorjahres erreichen.

Bezüglich der verschiedenen Verpackungsmaterialien schätzt das SVI die Lage (per Ende September) insgesamt als zufriedenstellend ein. Die Verfügbarkeit von Kunststoffen hat sich in den letzten Monaten weiter deutlich entspannt. Es besteht aktuell praktisch ein Überangebot an Lagerware und die Preise sind auf breiter Front gesunken, mit Ausnahme einiger Spezialkunststoffe. Wie weit die Preise noch zurückgehen werden, lässt sich kaum einschätzen. Die Preisspannen sind hoch: von sehr günstiger Importware und Handelsware, bis zu relativ teurer westeuropäischer Ware. Einige Polymerproduzenten haben bereits die Produktionen gedrosselt, was wahrscheinlich ab Oktober wieder zu anziehenden Preisen führen könnte. Bei gewissen Mehrschichtfolien sind noch Verfügbarkeitsprobleme vorhanden. Verstärkte Importe aus Asien nach der Öffnung der chinesischen Häfen drücken zusätzlich auf den Markt. Dadurch kommt auch Recyclingware unter Druck, aber hier gibt es immer noch zu wenig Ausgangsmaterial. Generell befindet sich die Logistik noch in einer sehr angespannten Situation, die Sommerferienzeit hat die Lage eher noch verschlimmert. Es fehlt an Ladekapazitäten, vor allem in Italien und Frankreich. Die Container-Verfügbarkeit aus Asien wird besser, allerdings haben viele Häfen in Europa noch einen grossen Rückstau.

Im Segment Karton hat sich die Situation in den letzten Monaten nicht wirklich verändert. Im Frischfaserbereich sind gewünschte Mengen innerhalb von 4 bis 8 Wochen verfügbar. Die Preise verharren auf einem hohen Niveau mit eher ansteigender Tendenz, da die Energiepreise steigen und gewisse Holzsorten (Hartholz) schwierig zu beschaffen sind. Im Recyclingbereich sind die Lieferfristen mit 4 Wochen relativ kurz, aber die Preise steigen immer noch an (aufgrund Rohstoffbeschaffung und Energiekosten). Das Gleiche gilt für Wellkarton. Beim Preisniveau ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht. Die Nachfrage ist im Moment eher verhalten, die Läger sind zum Teil aus Corona-Zeiten immer noch gut gefüllt.

Die aktuelle Situation der Glasversorgung in der Schweiz ist angespannt. Einige Artikel sind schwer lieferbar, auch wenn es bis heute noch keinen Mangel an Glasverpackungen gibt. Da die Energie rund ein Viertel der Glasherstellungskosten ausmacht, wirken sich starke Energiepreiserhöhungen direkt auf den Verkaufspreis aus. Die Situation wird zunehmend fragil, mit erheblichen Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Glasverpackungen im Falle eines Gasmangels. Es könnte daher sehr schnell zu einem Mangel an Glasverpackungen kommen.

Die Verfügbarkeit von neuen Holzpaletten ist schwierig und ihre Preise steigen. Hinzu kommt, dass die Rücklaufquoten für Gebrauchtpaletten sehr niedrig sind, da viele Unternehmen Sicherheitskäufe getätigt und ihren Lagerbestand an Paletten aufgestockt haben. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend kurzfristig anhalten wird, da Holz für Paletten bis anhin mehrheitlich aus Russland, der Ukraine und westeuropäischen Ländern kam. Schnittholz für Kisten und Verpackungen ist ausreichend verfügbar, da dieses Holz aus der Schweiz kommt.

Schweizerisches Verpackungsinstitut

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